Providence, Rhode Island, 1859 Providence, Rhode Island, 1859

„Tiny House Bewegung“ v.s. CH-Raumplanung; 2018

Das Bedürfnis in kleinen Häusern zu leben wächst auch in der Schweiz. Auch Öko-Optimierer suchen Minihäuser mit viel Garten- und Naturbezug (Beitrag SRF DOK 6.9.18 „Weniger ist mehr“). Sie wollen nicht in eine der 25’000 leeren, hellen & weissen Standard 3.5-Zimmer-Wohnung ziehen. (Eine Überschüssige gibt es bereits als Exponat im Masstab 2:1 an der 16. Architekturbiennale in Venedig.) Die Raumplanung mit den Prämissen „Verdichten nach Innen – Baulandreserven auszonen“ haben kaum Bauzonen hierfür ausgeschieden oder vorbereitet, was meine aktuellen Recherchen ergaben. Es gibt „Ferienhaus-Bauzonen“, wo Wohnwagen ein Chalet-Dach haben oder Schrebergartensiedlungen, wo am Wochenende übernachtet wird. (Der Campingplatz in Gampelen muss aus Landschaftsschutzgründen mittelfristig zügeln, wie aktuell in den News zu entnehmen ist.)

Vermehrt werden in Baureglementen minimale Ausnützungsziffern (0,4: 40m2 Wohnfläche pro 100m2 Bodenfläche) definiert, was die Investoren auf die grüne Wiese lockt, weil die geforderte AZ das eigene Budget sprengt. Tendenziell wird die Schweiz nicht urbanisiert, sondern in „Agglomeration“ verwandelt, es fehlen die neuen grossen städtischen Grünräume und das „vegetative Kontextverhalten“ ist gestört; Smartphone-Navigation hat die spezifische Adressbildung ersetzt. In eigenen Worten lässt sich hier schwer beschreiben, wo man wohnt und wie man zu finden ist. Orte verlieren schleichend ihre Identität, die CIAM-Moderne breitet sich aus, wie auch der Leerwohnungsstand, der am 1. Juni 2018 in der Schweiz 72’294 betrug, die Neuzugänge nach Minergie-P-Standards. Was legitimiert das Bauen auf Vorrat? Die Negativzinse sind keine plausiblen Argumente, um die Wirtschaft anzukurbeln und zugleich Bauland und Ressourcen „verdichtet“ zu verbrauchen. Es braucht kultivierte Subkultur, ähnlich dem Wunsch nach Artenvielfalt & Biodiversität.

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