Die „Kammerung“, das historische Raum-an-Raum Gefüge, kann durch einfache Massnahmen, wie Öffnen zugemauerter Türöffnungen im UG und 2.OG gestärkt werden. (Nicht in jedem Falle ist es richtig, Durchwegungen wieder herzustellen, wenn spätere Bauetappen dies explizit negierten.) Das in der Ausstattung wenig „Bauzeitliche“ aller Bauetappen soll erhalten werden. Die Gesamtsanierung des Hauses soll dessen Geschichte nicht durch weitere „Purifizierung oder Historisierung“ schwächen. Die bestehenden, schmalen Treppen werden erhalten. Das Haus erhält vom EG bis DG ein zusätzliches Treppenhaus. Die Anschlussstellen variieren von Geschoss zu Geschoss: Im EG als 1-läufige Treppe, dann 2-läufig, im 2.OG in die Kammerung ausgedehnt. Damit können die Brandschutzanforderungen erfüllt und die Personensicherheit gewährt werden. Der Lift erschliesst Sousterrain, EG, 1. OG und 2.OG. Dieser wird additiv eigebaut, wo der Brandherd war, ohne Wanddurchbrüche, ohne sichtbare Lift-überfahrt. Ein Treppenlift erschliesst das Dachgeschoss.
Das heutige Haus wird nicht vergrössert, bekommt keine weiteren Anbauten für Lift, Fluchtwege und Neuerungen: Der strassenseitige Anbauteil wird erhalten. Die Putzträgerplatte wird durch eine Holzschalung ersetzt. An der Stelle des sanierungsbedürftigen Westteils und Holzschopfes entsteht bei gleichbleibendem Volumen, auf der Strassenlärm abgewandten Seite, eine 2-geschossige, lichtdurchflutete Laube. Ihre filigrane und transparente Gestaltung ermöglicht die Sichtbarmachung der Fassade vom 16. Jahrhundert. Im beheizten EG ist die Burgbar untergebraucht. Eine gedeckte Aussentreppe führt ins 1. OG zur „Sommerlaube“, geeignet für Gastro und weitere Nutzungen. Von hier führt eine weitere Treppe ins 2. OG. Diese Erschliessung und 2-geschossige Laube verbindet die historischen Innenräume mit den Aussenräumen. Durch diese vorgelagerte Holzkonstruktion braucht es keine neue Wanddurchbrüche in die Bauetappe vom 16. Jahrhundert.
Nach dem Rückbau des Bar-Provisoriums mit Container entsteht wieder ein grosser bis zum „Schulhaus 1“ reichender Freiraum. Der Parkplatz erhält seine alte Funktion zurück und dient gleichzeitig für die Anlieferung für den Gastrobetrieb. Inklusive einem IV-Parkplatz können 10 Autos abgestellt werden. Die Burgbar erhält einen grosszügigen Aussenraum zum Verweilen. Möbliert mit Tischen und Stühlen entsteht ein stimmiger Treffpunkt unter schattenspendenden Bäumen. Angedacht als Belag ist eine Kiesfläche. Den westlichen Platzabschluss längs des Parkplatzes bildet eine Hecke, ergänzend zu den Stampfbetonmauern. In der Nordecke wird die grosse Treppe (welche auf die Strasse führt) durch eine kleinere um 90 Grad gedrehte, ersetzt. Es entsteht ein kleiner, gefasster Platz mit einem kleinen Baum auf Zugangsniveau. Wir könnten uns vorstellen, den eingedolten Dorfbach als östlicher Abschluss vom Platz sichtbar zu machen, durch partielles Öffnen oder mit einem Brunnen.
Team: Philipp Zaugg, Seraina Bruhin-Spiess, Martin Bruhin, Margrit Lutz (Landschaftsarchitektur), Marcel Friedli (Seiga Elektro), Matthias Wipf (Holzbauingenieur), Samuel Häusermann (Brandschutz 360)